Breiti

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Breiti
Breiti im Jahr 2000
Breiti im Jahr 2000
Allgemeine Informationen
Adresse: Rudolf Breitscheidt Straße 6
Potsdam
Gründung 1996
Auflösung 2001

Breiti war ein Besetztes Haus in Potsdam Babelsberg.

Geschichte

Das Haus in der Rudolf Breitscheidt Straße 6 wurde 1996 besetzt. Das dem Oberlinverein gehörende Haus wurde zum Wohnen genutzt, hatte einen Proberaum und eine Kneipe. Die Kneipe, diente als wichtiger Treffpunkt für junge Leute. Es gab regelmäßige Veranstaltungen wie die sogenannte "Volxküche", Konzerte und Raum für politische Treffen.

Überfall auf das Haus

Am 25. August 2001 kam es in Babelsberg zu einem DFB-Pokalspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem Bundesligisten Hertha BSC. Bereits im Vorfeld des Spiels gab es bereits weitreichende Drohungen von Hertha-BSC-Hools und Neonazis: Man wollte eine Jagd gegen Schwule und Zecken veranstalten. Nachdem es den Hools und Nazis während des Spiels nicht möglich war, Babelsberger Fans anzugreifen, nutzten sie den Weg vom Stadion nach Hause aus, um die "Breiti" anzugreifen. Die Bewohner_innen der Breiti versuchten sich gegen die Masse an Hools und Nazis zu verteidigen. Doch statt das Haus zu schützen, ließ die Polizei, die bereits im Vorfeld über die politische Brisanz des Aufeinandertreffens informiert war, die Hools und Nazis minutenlang gewähren, Schotter aus dem Gleisbett der Straßenbahn auf die Breiti und ihre Bewohner_innen zu werfen.

In der Presse berichtete die Polizei später, man habe bei der Hausdurchsuchung auch Waffen und Diebesgut gefunden. Man wollte somit den äußerst brutalen Polizeieinsatz in ihr richtiges Licht stellen und rechtfertigen. Es hieß, mehrere vermummte Personen aus dem besetzten Haus hätten die Fußballanhänger mit Steinen beworfen und als Nazis beschimpft. Keine Meldung gab es über die Drohungen im Vorfeld, die rund 200 Hools und Nazis, die sich vor dem Haus mit Hitlergruß sammelten und es schließlich angriffen.

Bei dem Polizeieinsatz gab es keine Festnahmen oder Personalienfeststellungen durch die Polizei gegenüber den Hools und Nazis, sondern stattdessen wurden die Bewohner:innen vorläufig festgenommen. Der Polizeieinsatz sorgte auch Wochen danach für politische Debatten und Untersuchungen, selbst parteiübergreifend musste in der Stadtverordnetenversammlung festgestellt werden, dass die Polizei überreagiert habe. In Gerichtsverfahren zeigten Videos eindeutig die Angriffe der Hools und Nazis und auch das Agieren der Polizei mit der Zerstörung des Mobiliars, Diebstahls und sogar Urinierens in die Polstermöbel.

Räumung

In der Folge räumte die Polizei im September 2001 zunächst das Haus, zerstörte Teile der Inneneinrichtung und verletzte einige der Bewohner_innen. Ein paar Wochen später zogen die Bewohner_innen in ein Monate zuvor ausgehandeltes Ausweichobjekt in der Zep­pe­lin­straße.

Nachwirkungen

Die Babelsberger Fans und andere linke Initiativen reagierten bereits am 8. September mit einer Demonstration unter dem Motto "Gegen Rassismus und Polizeiwillkür". Hunderte zogen durch den Babelsberger Kiez und machten ihren Unmut über das Agieren der Polizei deutlich, aber auch ihren Kampf gegen Rassismus und Faschismus. 20 Jahre später veranstaltete der Verein SV Babelsberg 03 im Juli 2021 erneut ein Spiel gegen Hertha BSC unter dem Motto "Ein Hauch von Bundesliga-Luft weht durch das Karli".


Weblinks