Extrem

Aus BrandenburgPunk
Extrem
Besucher bei einem Konzert der Band Kaltfront 1986 im Jugendclub Extrem
Besucher bei einem Konzert der Band Kaltfront 1986 im Jugendclub Extrem
Allgemeine Informationen
Gründung 1985
Auflösung 1994

Das Extrem war ein Jugendclub in Lugau.

Geschichte

Alexander Kühne gründete 1985 mit den "Klubmitgliedern" Henri Manigk, Liane Geist, Detlef Zobel, Frank Benke, Cordula Steinbach und weiteren in seinem Heimatdorf Lugau in der Lausitz den Jugendclub Extrem. Vorangegangen war dem eine Veranstaltung im Mai 1985 mit einer spektakulären Performance der lokalen Punkband Kotzübel, die von der Volkspolizei abgebrochen wurde und zu einem drastischen Ordnungsstrafverfahren führte. Danach gelang es dem gleichen Team aber dennoch, mit Hilfe der FDJ und Henri Manigk als unverdächtigem "Vorsitzenden", einen offiziellen Jugendklub aufzuziehen. Unter dem Deckmantel von FDJ-Veranstaltungen wurden dort Punk und New Wave Konzerte veranstaltet, zu denen Besucher aus der ganzen DDR anreisten. Auch Leute aus dem Westen schauten regelmäßig vorbei. Kühne schaffte es, namhafte Bands wie Sandow, Feeling B oder The Art in das 500-Einwohner-Dorf zu locken. 1988 wurde im Extrem die New Wave Band Müllerbeat aus dem nahen Lauchhammer in einem Contest zur "Besten DDR-Band" gewählt. Im Sommer 1988 spielte sogar die West-Berliner Cow-Punk-Band The Waltons in Lugau - illegal natürlich. Bands ohne Spielerlaubnis schummelte er als Vorgruppe von offiziell genehmigten Gruppen ins Konzert. Er kassierte unzählige Ordnungsstrafen, nicht selten beglich seine Mutter die Rechnungen über mehrere 100 Mark. Bei den Konzerten sprang kaum etwas raus, die einzigen die verdienten, waren die Wirte.

1987 drehte die DEFA Szenen aus einem Open-Air-Konzert für ihre legendäre Kult-Rockmusik-Doku flüstern & SCHREIEN in Lugau. Mit dem Ruhm wurde die Stimmung aggressiver: Anwohner waren genervt und angewidert von Glasscherben auf dem Bürgersteig, betrunkenen Punks und Slips auf dem Kriegerdenkmal. Ab 1990 wurde der Konzertbetrieb deutlich kommerzieller, auch Größen wie Slapshot, Agnostic Front, Napalm Beach oder auch Rammstein und Fettes Brot traten nun in Lugau auf. 1994 erfolgte dann die Schließung des Clubs. Seitdem wird die örtliche Konzert-Tradition sporadisch im Landei weitergeführt.

Im Jahr 2017 enstand in einer Ko-Produktion von ARTE und MDR eine Dokumentation in der Prominente Gäste wie Rammstein, Fettes Brot und Sandow, die damals dort auf der Bühne standen, noch einmal nach Lugau zurück kehrten. Ausgestrahlt wurde die Doku im August 2019.

Am 6. Mai erscheint im Verlag Kettler das Fotobuch "Der Jugendclub Extrem Lugau 1984-1994" von Alexander Kühne. In den ca. 160 Seiten des Bildbandes beschreiben Macher, Musiker und Gäste die Partys und Konzerte im Jugendclub Extrem von 1984 bis 1994. Fast 200 Bands und DJs aus Post-Punk und New Wave und später des Techno geben sich hier die Klinke in die Hand. Von 16. Mai bis 7. Oktober 2024 findet im Museum Schloss Doberlug in Doberlug-Kirchhain eine Ausstellung, die dem Jugendclub Extrem gewidmet ist, statt. Zur Eröffnungsfeier am 17. Mai findet eine Überraschungsparty statt, auf der das Fotobuch von Alexander Kühne zum verbilligten Vorzugspreis zu erhalten sein wird.


Literatur

  • Ox-Fanzine #127 (August/September 2016): Interview - Alexander Kühne
    • Düsterbusch City Lights - Popkultureller Widerstand in der DDR
  • Alexander Kühne (Hrsg.): Der Jugendclub Extrem Lugau 1984-1994 Verlag Kettler, Dortmund 2024, ISBN 978-3-98741-110-6.


Tonaufnahmen

1987 Die Vision "Live in Lugau 1986" MC Heimat Kassetten
1989 Kaltfront "Live in Lugau" MC Heimat Kassetten
1989 Die Art "Live in Lugau 1989" MC Heimat Kassetten


Weblinks